17 Jan 2024

ZGD begrüßt Revision der FSC®-COC-Gruppenkriterien

FSC-COC-Gruppenzertifizierung vereinfacht FSC-Zertifizierung für kleine Betriebe. Statt einzeln, können sie sich gemeinsam zertifizieren lassen. Von Anbeginn beschäftigt den FSC dabei die Frage: Welche Betriebe gelten als „klein“?

Aufgrund der international stark unterschiedlichen wirtschaftlichen Entwicklung ist es schwierig, eine weltweit gültige Definition für Betriebsgrößen zu finden. Gemäß FSC-Regelwerk gilt zunächst für alle Länder:

  • Nicht mehr als 15 Beschäftigte (Vollzeitäquivalent); ODER
  • Nicht mehr als 25 Beschäftigte (Vollzeitäquivalent) UND ein maximaler jährlicher Gesamtumsatz von 1 Mio. US$.

Von diesen Kriterien abweichend können nationale FSC-Büros eigene Zulassungskriterien entwickeln. Einige wenige Länder haben dies bislang getan: Deutschland, USA, Italien und Finnland. Für Deutschland gilt seit 12. Dezember 2014:

  • Nicht mehr als 15 Beschäftigte, Vollzeitäquivalent (unabhängig vom Umsatz); ODER
  • Nicht mehr als 3 Mio. EUR Jahresumsatz* (unabhängig von der Mitarbeiterzahl)

* Bei gemeinnützigen Organisationen zählt anstelle des Gesamtumsatzes der Umsatz mit waldbasierten Produkten.

In den letzten Jahren zeigte sich mehr und mehr, dass die Regelung zu statisch ist, da sie keinen Inflationsausgleich beinhaltet. Ein Umsatz von 3 Mio. EUR im Jahr 2014 entspräche unter Einbeziehung des Erzeugerpreisindexes heute einem Umsatz von fast 5 Mio. EUR. Dies hat dazu geführt, dass immer weniger Betriebe für die Teilnahme an FSC-COC-Gruppenzertifizierung geeignet waren. Es mussten sogar schon Betriebe FSC-COC-Gruppen verlassen, weil sie einzig aufgrund der Preissteigerungen zu groß geworden sind.

Daher begrüßt die ZGD mit über 450 zertifizierten kleinen Betrieben das Vorhaben von FSC Deutschland, die Gruppenkriterien anzupassen. Aktuell gibt es eine öffentliche Konsultation zu dem Vorschlag, die Umsatzgrenze von 3 auf 5 Mio. EUR anzuheben, verbunden mit einer Anpassung alle 5 Jahre gemäß des Erzeugerpreisindexes. Bis 8. Februar 2024 können Eingaben gemacht werden. Ulf Sonntag, Gründer und Leiter der ZGD: „Wir freuen uns über jeden, der das Vorhaben unterstützt und dies durch eine Eingabe im Rahmen der Konsultation kundtut.“

Insgesamt ist Ulf Sonntag allerdings nicht zufrieden mit den Regelungen: „Mir scheint es nur eine kleine Revision zu sein. Es wird ausschließlich ein Inflationsausgleich vorgenommen. Daher bringe ich Vorschläge für sinnvolle weitere Änderungen mit ein und setze mich dafür ein, dass FSC die Thematik COC-Gruppenkriterien grundsätzlich revidiert.“

 

Ulf Sonntags Anregungen für weitere Revisionen in Bezug auf die Zulassungskriterien für FSC-COC-Gruppenzertifizierung:

Signifikante Erhöhung der Zugangsgrenzen

Erklärtes Ziel von FSC ist, kleinen Betrieben den Zugang zur FSC-Zertifizierung zu erleichtern. Gruppenzertifizierung hat sich dabei bewährt. Selbst mit der Erhöhung auf 5 Mio. EUR sind die Zugangskriterien noch so streng gedeckelt, dass viele Unternehmen ausgeschlossen bleiben, die die FSC-COC-Zertifizierung ebenfalls nicht ohne externe Unterstützung realisieren können. In den USA wurde kürzlich die Anhebung auf 10 Mio. US-Dollar Umsatz mit Holzprodukten oder 25 Beschäftigte vorgeschlagen.

Berücksichtigung bestehender Definitionen zu Betriebsgrößen

FSC könnte viel mehr auf bestehende Definitionen Bezug nehmen. Kleinbetriebe sind gemäß EU-Richtlinie 2013/34/EU Betriebe mit maximalen Nettoumsatzerlösen von 8 Mio. EUR und 50 Beschäftigten im Jahresdurchschnitt. Diese EU-Richtlinie ist auch Grundlage für die EU-Verordnung für entwaldungsfreie Lieferketten (EUDR), zu deren Erfüllung FSC derzeit große Anstrengungen unternimmt. Es gibt sicher weitere Definitionen, die als Grundlage dienen könnten. (Die oben angeführte EU-Richtlinie ist auch schon 10 Jahre alt und beinhaltet keinen Inflationsausgleich.)

Harmonisierung zwischen den Ländern

Ebenfalls konsultiert wird derzeit die Einführung nationaler Gruppenkriterien für Österreich. FSC schlägt vor: Nicht mehr als 15 Beschäftigte (Vollzeitäquivalent); ODER nicht mehr als 2 (!) Mio. EUR Jahresumsatz. Eine Erklärung, wieso in Österreich nicht der Grenzwert 5 Mio. EUR als Definition für kleine Betriebe gelten soll, wie in Deutschland, liefert FSC bislang nicht. Dabei spräche sicher Einiges dafür, z. B. gleicher Wirtschaftsraum, gleiche Rechtsgrundlagen (EU), gleiche Währung, vergleichbar entwickelte Ökonomie und ähnliche Strukturen in Bezug auf Unternehmensgrößen.

Die Liste der nationalen Kriterien für die verschiedenen Länder zeigt eine Ungleichbehandlung. Während der maximale Umsatz für Deutschland und Finnland mit derzeit 3 Mio. EUR gleich ist, gilt für Italien ein niedrigerer Umsatz von 2 Mio. EUR; jeweils ODER maximal 15 Beschäftigte. In den USA ist die Anzahl der Beschäftigten hingegen irrelevant und der Umsatz von derzeit 5 Mio. US$ bezieht sich nur auf waldbasierte Produkte, nicht auf den Gesamtumsatz. In allen anderen Ländern gelten die 25 Beschäftigten bei Deckelung auf 1 Mio. US$.

Bezug auf Wirtschaftsräume statt nationalem Ansatz

Der Ansatz, die Zulassungskriterien für COC-Gruppenzertifizierung national vorzunehmen, scheint insgesamt wenig nachvollziehbar. Es ist die einzige Regelung im ansonsten international gültigen FSC-COC-Regelwerk, zu der nationale Änderungen vorgenommen werden können. Innerhalb von 10 Jahren haben nur vier Länder überhaupt eigene Gruppenkriterien verabschiedet. Dies ist auch nur möglich in Ländern mit aktiven FSC-Büros. Anstatt für einzelne Länder sollten Zulassungskriterien für länderübergreifende Wirtschaftsräume mit vergleichbaren Bedingungen festgelegt werden (z. B. EWR).

In diesem Zusammenhang könnte FSC auch die Regelung aufheben, dass FSC-COC-Gruppen auf einzelne Länder begrenzt sind. Ein österreichischer Betrieb beispielsweise kann derzeit keiner von Deutschland verwalteten Gruppe beitreten. Eine Begründung für diese Beschränkung liefert das FSC-Regelwerk nicht.

Definitionen und Anpassung an andere FSC-Regelungen

Es würde zur Vereinheitlichung und Verschlankung des FSC-Regelwerks beitragen, die Zulassungskriterien für die Teilnahme an Gruppenzertifizierung mit der Gebührenordnung des FSC (AAF Policy) in Einklang zu bringen. Zumindest vorhandene Definitionen und Mechanismen könnten übernommen werden. Gemäß AAF-Policy erfolgt jährlich eine inflationsbedingte Anpassung (hier: der Gebühren). Der Umsatz bezieht sich auf den Umsatz mit waldbasierten Produkten. So ist es auch bei den nationalen Gruppenkriterien der USA definiert, und auch bei der weltweit geltenden Ausnahmeregelung für gemeinnützige Betriebe.

 

Ansprechpartner:
Ulf Sonntag
Tel: 0561 40047680
E-Mail: info@zgd.de

 

Über die ZGD®

Die ZGD wurde 2011 von Diplom-Holzwirt Ulf Sonntag gegründet, um kleinen Betrieben den Zugang zur FSC-Zertifizierung zu erleichtern. Zunächst für Druckereien konzipiert, können heute Unternehmen aller relevanten Branchen an der ZGD teilnehmen. Die Gruppe ist innerhalb von zwölf Jahren von 16 auf mehr als 450 Teilnehmer gewachsen. Mehr als 10 Auditoren sind für die ZGD bundesweit im Einsatz. Weitere Informationen: www.zgd.de

FSC Zertifikatsnummern: TSUD-COC-001718 und GFA-COC-002319
FSC Warenzeichen-Lizenznummern: FSC® C106855 und FSC®-C108302

Über den FSC® (Forest Stewardship Council®)

Der FSC ist eine internationale, nichtstaatliche Organisation mit dem Ziel, die Wälder dieser Erde für zukünftige Generationen zu bewahren. Mit Hilfe eines weltweit gültigen Zertifizierungssystems fördert der FSC umweltgerechte, sozial verträgliche und wirtschaftlich tragfähige Waldbewirtschaftung. Wegbereitend für die Entwicklung des FSC war die Formulierung der Agenda21 auf der Weltkonferenz für Umwelt und Entwicklung in Rio de Janeiro 1992. Der FSC wird von allen großen Umweltverbänden, zahlreichen Gewerkschaften und Verbraucherorganisationen, Waldbesitzern sowie Unternehmen und Verbänden der Holzwirtschaft unterstützt. Weitere Informationen: www.fsc-deutschland.de